• Language
  • 0 Warenkorb

Freitag, 4. Mai 2012

Freitag, 4. Mai 2012

Verwandle Dich! Sei ganz Du selbst!


Karneval, Fastnacht, Halloween, Mottopartys, … Anlässe, sich zu verkleiden, gibt es wahrlich genug. Aber denken wir auch hin und wieder darüber nach, woher die Freude, sich mächtig in Schale zu werfen, eigentlich stammt? Dieser Frage gehen wir heute nach.

Verkleidet haben sich Menschen schon immer. Bereits Höhlenmalereien und Felszeichnungen, etliche tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden, zeigen Menschen in Tierhäute gehüllt und mit Hörnern auf dem Kopf. Tatsächlich lassen sich kostümierte Menschen in nahezu allen Epochen und Kulturen nachweisen.

Kulte, Geister, Religionen

In den animistisch geprägten Kulturen der Vergangenheit hatte der Akt des Verkleidens vor allem spirituelle, religiöse Hintergründe. Schamanen, Krieger, Jäger versuchten durch die Verkörperung verehrter Tiere innerhalb kultischer Rituale, das Tier (oder den Geist des Tiers) als Verbündeten zu gewinnen und so Teile seiner Eigenschaften und Fähigkeiten zu erlangen – z.B. Stärke, Mut, Ausdauer oder Schläue.

Diese Art der Maskerade als Teil spiritueller Erfahrung besteht in vielen Facetten bis heute fort und hat auf diese Weise die Jahrtausende Überdauert. Dabei sind nicht nur offensichtliche Anlässe wie Halloween gemeint, wo sich unsere Vorfahren gruselig verkleideten um in der Nacht vor Allerheiligen böse Geister auszutreiben, auch die unzähligen Karnevals-, Faschings- und Fastnachts-Festivitäten auf der ganzen Welt sind auf religiöse Bräuche zurückzuführen.

Bühne frei!

Spätestens seit der Hochphase des Theaters im alten Griechenland kennen wir die Verkleidung als darstellerisches Mittel: Schauspieler deren Kostüm ihre Rolle und ihre Charakterzüge für das Publikum verdeutlichen.

Die sehr expressiven Masken und die, gerade in der Komödie, grotesk anmutenden Gewänder samt umgeschnallter Phalli und Pokissen, wirken auf heutige Augen zwar fremdartig – am grundsätzlichen Prinzip, dass die Schauspieler in unterschiedliche Rollen schlüpfen und dies durch unterschiedliche Kostüme unterstreichen, hat sich aber bis heute überraschend wenig geändert.

Lifestyle, Lust und Lebensfreude

In jüngerer Zeit treten die traditionellen Anlässe zunehmend in den Hintergrund und weichen der puren Freude am Verkleiden. Die Gesellschaft wird zunehmend toleranter, Mottopartys sind längst in der Feierkultur etabliert, so dass schon lange niemand mehr die Nase rümpft, wenn z.B. nachts in der U-Bahn ein Pirat mitfährt. Eifrige PartygängerInnen haben den halben Kleiderschrank voll mit Kostümen und Kostümteilen, um auf möglichst viele Themen und Settings eingestellt zu sein.

Immer mehr Menschen, gerade in den Großstädten, tragen heute Alltagskleidungsstücke, die wir vor ein paar Jahren nur als Verkleidung im Karneval oder auf speziellen Events gesehen hätten und verleihen auf diese Weise ihrer Persönlichkeit wunderbar Ausdruck. Wiederum andere, Cosplayer, treiben absurd anmutenden Aufwand um an ihren Outfits zu feilen und ihren Idolen näher zu kommen.

Trends und Ausblicke

Die Verkleidung ist mittlerweile so sehr im Alltag angekommen, dass sich etliche Trends besonders populärer Motive abzeichnen. Zum regelrechten Klassiker geworden sind z.B. die roaring Twenties mit ihrem einzigartigen Mix aus Anrüchigkeit und Eleganz, die regelmäßig Hunderte auf opulente Soirées locken. Ganz groß im Kommen ist der Bereich Steampunk, die Verbindung aus viktorianischer Mode mit aberwitziger Technik, der langsam aus dem Nischendasein hinaustritt.

Die 60er- und 70er-Jahre hingegen sind nicht im Kommen sondern schon lange wieder da. Dies beweisen Tausende, die jedes Wochenende mit Beehive-Frisur und Polyesteranzug die Disco- und Schlagerpartys der Republik besuchen und Massen-Events wie der Schlagermove.

Auch der Einschlag der Geek- und Nerd-Kultur darf nicht unterschätzt werden. Nicht nur sind z.B. Superhelden und Fantasyfiguren ein riesiger Kassenmagnet im Kino, auch auf Partys oder im Karneval werden wir in Zukunft immer mehr Wesen aus anderen Welten zu Gesicht bekommen.

Fazit

Warum verkleiden wir uns denn nun so gern? Weil Verkleidungen es erlauben, Charakterseiten auszuleben, die wir sonst nicht zutage treten lassen und in Rollen zu schlüpfen, die uns normalerweise verbaut sind: Für einen Abend wird die Bankdirektorin zur Superheldin oder der Familienvater zur Femme Fatale – weil sie es wollen, weil sie es können.


Weitere Infos

Planet Wissen: Interview mit dem Kinderpsychologen Wolfgang Oelsner
Deutsche Welle Sprachbar: Maske
Katharina Sommer: Maskenspiel
Psychologie Heute: Das Spiel mit Masken und Verkleidungen
clockworker.de: Was ist Steampunk?
maskworld.com: Wir sind Maske
Joachim Schmid: Antikes griechisches Theater


Einen Kommentar schreiben

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

zurück nach oben