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Dienstag, 22. Februar 2011

Dienstag, 22. Februar 2011

Das Vampirkostüm (Teil 2) – Ein Spaziergang durch die Vampirmode in der Filmgeschichte

Seit es die große Filmleinwand gibt, treiben Vampire darauf ihr Unwesen. Und wie in der Verfilmung von Anne Rices „Interview mit einem Vampir“ sitzen auch einige davor, um endlich mal wieder einen Sonnenuntergang sehen zu können. Die Anzahl der Vampirfilme geht mittlerweile in die Hunderte. Wir haben uns in einer Nachtschicht einmal alle angeschaut und präsentieren Euch hier eine Modenschau der Vampirkostüme aus (über) 100 Jahren Kinogeschichte.


1922 Graf Orlok aus „Nosferatu“ ist die erste Stil-Ikone der Vampire. Er ergänzt sein markantes Profil mit einem eleganten, langen, doppelgeknöpften Mantel. Das kombiniert er bei Bedarf stilsicher mit einer exzentrischen Mütze. Die Fingernägel trägt man im Jahr 1922 extralang und beim Make-up darf es ruhig etwas mehr sein. Auch bei Nase und Ohren zeigt man, was man hat.


1931 Graf Dracula, aus dem gleichnamigen Film von 1935, scheint auf den ersten Blick etwas mehr modische Zurückhaltung zu bevorzugen. Der lange, schwarze Mantel wird lediglich mit einem neckischen Stehkragen kombiniert, welcher schon bald zur festen Grundaustattung eines jeden Vampirkostüms gehören soll. Vermutlich wurde er ursprünglich am Umhang befestigt, damit es im kalten Schloss nicht immer so fies in den Nacken zieht.

Wenn der Umhang sich öffnet, erblickt man die ganze Pracht der gräflichen Mode. Der Graf investiert lieber den letzten rumänischen Taler in die Abendgarderobe für einen Opernball (man weiß nie, wann man als verarmter Adel überraschend eine Einladung bekommt), als eine Putzfrau zu bezahlen, die endlich mal die ganzen Spinnenweben im Haus beseitigt. Aus diesem Grund benötigt man als Graf Dracula auch mindestens zwei Anzüge, da in dem transsylvanischen Dreckloch die weiße Weste doch arg schnell fleckig wird.


1943 Bela Lugosis Dracula Kleidung bleibt für lange Zeit stilbildend und wird auch von seinen Nachfolgern mit großer Ernsthaftigkeit getragen. Hier zu sehen: Lon Chaney jun. als Dracula in „Draculas Sohn„. Der Kragen wird nicht mehr aufgestellt. Im ersten Bild sieht man ihn in seinem Fortbewegungs-Aggregatzustand als Nebelwolke. Ein Trick, welcher ihm großen Erfolg bei den Damen jener Zeit beschert. Außerdem wird einem so nie das Portemonnaie gestohlen.


1945 Auch John Carradine trägt in „Draculas Haus“ die alten Kostüme aus den Vorgängerfilmen auf. Kombiniert mit einem passenden Zylinder, welchen er sich jugendlich frech, leicht schief auf den Kopf setzt.

Alle Eleganz nützt jedoch nichts, wenn das Balzverhalten gegenüber dem weiblichen Geschlecht noch nicht ganz ausgereift ist. Stolz präsentiert Dracula sein schickes Vampirkostüm der verschlafenen, jungen Dame. Gegen die Nebelwolke von Lon Chaney jun. kann er damit natürlich nicht anstinken. Außerdem nimmt man im Haus in Gegenwart einer Dame den Hut vom Kopf. So wird das nie etwas mit dem Biss in den zarten Frauenhals.


1958 spendiert man Dracula einen gehörigen Schuss Farbe. Er nutzt sie, um sich in einen schwarzen Umhang zu kleiden. Da in der Vampir-Herrenmode so erschreckend wenig passiert, wenden wir uns kurz den weiblichen Vampiren zu. Vampir Lucy aus der ersten Dracula Hammer-Verfilmung präsentiert sich uns hier in einer luftig leichten Verbindung von Totenhemd und Nachtkleid. Das wird kombiniert mit langen, ungekämmten Haaren, die gegenüber dem Opfer den geschickten Anschein erwecken, man wäre nur mal kurz aus dem Sarg geschlüpft, um auf die Toilette zu gehen und sich anschließen ein Glas warme Milch zu holen. Die Vampirzähne trägt man ab diesem Film immer gut sichtbar an den Ecken des Gebisses.


1961 Ein gänzlich anderes Erscheinungsbild haben die Vampire im Licht- und Farbspektakel „Vampire gegen Herakles“ von Regie-Ikone Mario Bava. Statt sexy Nachthemd oder Abendbekleidung, muss man als Vampir in der antiken Zeit in einer Art Leprakrankenkostüm herumfliegen. Dieses Vampirkostüm konnte sich jedoch nicht durchsetzen.


1963 Für einen kurzen Moment sieht es so aus, als würde sich das Lucy-Kostüm aus „Dracula“ (1958) zum neuen Trend entwickeln und den Umhang mit Stehkragen in die Mottenkiste verbannen. In der Hammer-Produktion „Der Kuss des Vampirs“ (ursprünglich „Der Kuss des Vampir“) tragen die Vampire bei ihren ersten Auftritten noch elegante Alltagskleidung, als wären ihnen die theatralischen Auftritte ihrer Vorfahren etwas peinlich. Auf dem Bild sind, bis auf den jungen Mann, dem es offensichtlich gerade an den Kragen geht, alle Anwesenden Vampire.

Optisch wesentlich weniger alltagstauglich ist dagegen ihre Bekleidung, wenn sie ihre Vampir-Club-Treffen abhalten. Die Schlichtheit des Lucy’schen Nachthemdes aus „Dracula“ kombinieren sie mit Anspielungen auf katholische Priestergewänder und Ärztekittel. Die Damen bekommen einen sexy Dekolletee-Ausschnitt ins Kleid geschnitten.

1965 Einmal mehr mit einem guten Ausstattungstrick wartet Mario Bava in „Planet der Vampire“ auf. Die Vampire sind unsichtbar! Bzw. nicht-körperliche Wesen, die Besitz von den Körpern der Menschen ergreifen. Dafür dürfen sie dann so schicke Lederuniformen tragen. Der Nachteil ist, man bekommt ganz schrecklichen Hautausschlag im Gesicht.


1963 Mario Bava bleibt vorerst der experimentierfreudigste Vampir-Ausstatter. In seiner Verfilmung der Erzählung „Die Familie des Wurdalak“ (in „Die drei Gesichter der Furcht“/“Black Sabbath„) zwei Jahre zuvor, sehen wir Boris Karloff in der Rolle eines vampirgewordenen Familienpatriarchen einer russischen Bauernfamilie. Der Fellkragen am Umhang ist gegenüber dem klassischen Stehkragen eine hübsche Abwechslung. Gleiches gilt für die struppige Frisur.

1968 Bei der Hammer-Fortsetzung „Draculas Rückkehr“ hat man nun endgültig bemerkt, dass man in Farbe dreht und spendiert Dracula ein rotleuchtendes Mantel-Innenfutter. Allerdings gilt es als großes Stylings-Fauxpas dazu ein großes Kreuz durch den Körper zu tragen.


1969 Das hat man dann auch eingesehen und lässt das Kreuz ein Jahr später, bei der Verfilmung von „Wie schmeckt das Blut von Dracula?„, einfach weg.

1970 Trash-Ikone Jess Franco verpasst dem Vampirfürsten (einmal mehr Christopher Lee) einen schicken grauen Schnurrbart und steckt ihn in in einen schwarzen Anzug, wo allein der Seidenschal mit Krawattennadel etwas Over-The-Top wirkt. Außerdem scheint sich Graf Dracula dem Hobby der Tierpräparation zugewandt zu haben.


1971 Völlig unbeeindruckt von solcherlei Experimenten verpassen Hammer ihrem Dracula selbst im London der damaligen Gegenwart den altbekannten rotschwarzen Umhang. Außerdem stellen sie anscheinend wieder die Raumpflegerin von Bela Lugosi ein. Davon lassen sich die neuen Komplizen von Dracula jedoch nicht beeindrucken. Dankend lehnen sie diverse Umhänge ab und lungern lieber in Jeans und schwarzen Rollkragen-Pullovern herum und hören ihre schreckliche Beat-Musik.


1987 Aber der Zeitgeist lässt sich nicht aufhalten. Und so präsentiert sich der neue Vampir anno 1987 mit charmantem Grinsen, neckischen Ohringen und absolut zeitgemäßem Achtziger-Jahre-Outfit, was es dem potentiellen Opfer arg erschwert, den Vampir auf der Straße zu erkennen. Der Umhang scheint vorerst Geschichte zu sein.


1992 versucht Regielegende Francis Ford Coppola zwischen den alten und neuen Vampiren zu vermitteln. In einem atemberaubenden Handstreich kombiniert er die Exzentrik Graf Orloks mit der Eleganz des klassischen Vampirs. Das leuchtend rote Innenfutter des Vampirumhangs wird nach außen gestülpt und prachtvoll bestickt. Durch die Frisur wird jedem Fremden sofort signalisiert, das man das Ergebnis generationenlangem Inzests zwischen Bruder und Schwester ist.

In der jüngeren Ausgabe des Grafens im selben Film ist der Schnurrbart wieder da. Er wird eingerahmt durch gepflegte lange, lockige Haare und einer farbigen, eierförmigen Sonnenbrille, die signalisiert: Ich sehe nicht nur gut aus, ich komme auch direkt vom Set von „Zurück in die Zukunft“.


Und der Umhang ist zurück. In Form von überlangen, beeindruckenden Schleppen wird er durch das Bild gezogen. So bleibt zumindest der Boden schön sauber, auch wenn man ziemlich aufpassen muss, wenn man hinter sich die Tür zumacht.

Auch die Lucy des Jahres 1992 lässt sich nicht mehr mit einem einfachen Nachthemd beerdigen. In einem theatralischen Traum in Weiß mit meterlanger Schleppe (welcher vor kurzem noch als Hochzeitskleid dienen sollte) wird sie zur vorletzten Ruhe gebettet.


1994 Mit Coppolas Dracula-Verfilmung ist der vorläufige Höhepunkt des Vampirkostüms erreicht. Ab nun geht es, was Stil und Auftreten betrifft, merklich abwärts. In der Anne Rice-Verfilmung „Interview mit einem Vampir“ versucht man noch das Niveau zu halten und steckt gut aussehende Burschen mit Kontaktlinsen in gut sitzende, historische und zeitgenössische Gewänder. Aber bereits der Auftritt des Vampirs Armand in einem zu großen, rotsamtenen Bademantel lässt Schlimmes für die Zukunft erahnen.


1996 Bevor es aber soweit ist, schickt das Regie-Duo Rodriguez und Tarantino mit „From Dusk Till Dawn“ noch einmal einen Anwärter auf das heißeste Vampirkostüm aller Zeiten ins Rennen. Wer sagt denn, dass eine Vampirdame mit einer weißen Riesenschlange, einem roten Federschmuck und einem Hauch von Nichts nicht ausreichend bekleidet ist?


Nur Schade, dass die Dame sich alsbald in DAS verwandelt. Die Ohren lassen eine mögliche entfernte Verwandtschaft mit Graf Orlok aus „Nosferatu“ erahnen. Die Mutter scheint aber eher eine Schlange gewesen zu sein. Die Zähne trägt man jetzt wieder spitzer.

Insgesamt leiden die „From Dusk Till Dawn“-Vampire unter extrem faltiger Haut. Dafür dürfen sie sich tätowieren lassen. Dies sollte sich aber jeder Vampir wirklich sehr gut überlegen. Denn als Vampir hält die Tätowierung nicht nur ein Leben lang, sondern wirklich für immer.


Was nützt einem das ewige Leben als Vampir, wenn man dabei SO aussieht?


2002 Guillermo del Toro präsentiert in seinem Film „Blade 2“ eine Kreuzung aus dem guten, alten Nosferatu-Schick und dem unhöflichen Vampirgewürm aus „From Dusk Till Dawn“.

2003 Auch die „Matrix„-Welle erreicht irgendwann den Vampir-Hype und beschert uns Vampirdamen, die in Ganzkörper-Anzüge aus Leder und Latex gesteckt werden. Außerhalb der Kanalisation tragen sie dazu noch lange schwarze Mäntel im „Matrix“-Stil. Als wichtiges Accessoire dieser Zeit gelten Handfeuerwaffen, möglichst zwei, mit denen man die ganze Zeit durch die Gegend ballert. Dafür ist man ja Vampir.


2004 Ansonsten legt man sich im B-Movie-Bereich (wie hier in „Van Helsing„), was das Vampirkostüm betrifft, auf eine Gebauchtwarenladenmischung aus „Interview mit einem Vampir“ und „Tanz der Vampire“ fest. Der Umhang hat ein kleines Comeback geschafft. Die Haare trägt man etwas länger, gerne auch als Zöpfchen. Unbedingtes Muss sind jedoch austauschbare 08/15-Visagen mit möglichst leicht weinerlichem Gesichtsausdruck.


Das Kinn trägt man nun soweit ausgerenkt, wie der Computer es hergibt und die Zähne so lang, dass man sich bei geschlossenem Mund in die Ober- und Unterlippe beißt. Der weibliche Vampir kleidet sich dazu passend in einer luftigen Anmutung von Flittchen im Karnevalskostüm.


2008/09 Das klassische Vampirkostüm wird in Filmen wie „Twilight“ und „Der Mitternachtszirkus“ durch Kaufhausketten-Bekleidung ersetzt. Eine der hier drei abgebildeten Personen ist kein Vampir. Aber wer?

Fortsetzung folgt (in ca. 20-50 Jahren)

Wen Ihr nicht so lange warten wollt oder mehr über Vampire, ihren historischen Ursprung, sowie ihre Kleider wissen wollt und warum Vampire eigentlich immer diesen unpraktischen Umhang tragen, dann werft doch mal einen Blick auf unseren ausführlichen Artikel:

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Das Vampirkostüm (Teil 1) – Was sich unter dem Mantel verbirgt

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